Freitag, 30. Januar 2015

Joh20,21-23 Sündenvergebung



Nur in der Gegenwart ist Jesus für uns lebendig! Das stimmt, wenn wir unsere Bindung an die Zeit beachten. Markus 2, 1-12 ist auch nur dann lebendig, wenn es auf die Gegenwart übertragen werden kann. Die von mir angebotene Übersetzung bitte ich zu lesen. Johannes 20, 21-23 ist zum Verständnis wichtig und deshalb die Erörterung an dieser Stelle.
Zunächst gebe ich den Text in der Übersetzung nach Luther wieder (Revision 1984):
21. Da sprach Jesus abermals zu ihnen: Friede sei mit euch!  Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.
22. Und als er das gesagt hatte, blies er sie an und spricht zu ihnen: Nehmt hin den Heiligen Geist!
23.  Welchen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten.
Die Übersetzung ist sehr verbreitet und ich benutze sie selber oft. Wie stark eine Übersetzung prägt, möchte ich in einer Anmerkung zu Vers 22 verdeutlichen: „Nehmt hin den Heiligen Geist!“ Es klingt ein wenig, als würde Jesus seine Jünger mit dem Geist überschütten, ohne dass sie gefragt werden. Das griechische Wort, das dem „hinnehmen“ zugrunde liegt, wird an vielen anderen Stellen mit „empfangen“ übersetzt. Und das ist immer noch zu passiv. Die Grundbedeutung des Wortes ist „ergreifen“. Es wird eine völlig andere Vorstellung vermittelt, wenn Jesus seine Jünger auffordert, den „Geist zu ergreifen“. Es ist ein aktives Geschehen und dieser kleine Unterschied ist wichtig. Auch von den Jüngern war es gefordert, mit Glauben ihren Weg zu gehen.
Nun folgt die Umschreibung des Inhaltes, wobei die Benutzung der Verse in der Gegenwart berücksichtigt ist:
In Vers 21 sagt der auferstandene Jesus zu seinen Jüngern, dass er sie aussendet, wie er von seinem Vater ausgesandt worden ist. Wer sich zu Mission berufen weiß, eignet sich diesen Vers an. Wer eine Aufgabe annimmt, die ihn von der Unterstützung durch eine Gemeinde abhängig macht, wird ihr sagen, dass er von Gott geschickt wurde.
In Vers 22 ist beschrieben, dass er die Jünger anhaucht und sie den Geist empfangen. Das ist ein ähnliches Geschehen, wie es sich bei der Wassertaufe Jesu durch Johannes am Jordan ereignete. Der Geist kam auf ihn in der Gestalt einer Taube. Jesus bekam den Geist von seinem Vater geschickt. Jesus vermittelt nun den Geist seinen Jüngern. Es gibt wohl kaum eine Gemeinde in der Gegenwart, die nicht den Geistbesitz für ihre Mitglieder in irgendeiner Form beansprucht.
Vers 23 spricht das Recht auf Vergebung der Sünde den Jüngern zu. Das ist genau das, was Jesus in Markus 2, 5 gegenüber dem Gelähmten tut: Er spricht ihn frei von der Sünde. Es wird in unseren Landeskirchen mit zeitlicher Regelmäßigkeit allen Besuchern des Gottesdienstes die Vergebung der Sünden zugesagt. In irgendeiner Form behauptet jede Kirche, das Recht zu haben, Sünden zu vergeben.
Bis jetzt bereitet es keine Probleme, Markus 2 auf die Gegenwart zu übertragen.
Doch bei Markus 2, 10 wird die Übertragung auf die Gegenwart schlagartig schwierig, weshalb ich das Evangelium nach Johannes zum Vergleich herangezogen habe. Jesus hat während seinem irdischen Wirken geheilt. Wenn man das abstreitet, würde schon unser Text in Markus 2 nicht ausgelegt, sondern bestritten. Aus der Apostelgeschichte ist bekannt, dass die Jünger heilten. Auch ein Petrus hätte sagen können, dass man seine Vollmacht zur Vergebung von Sünde daran erkennen kann, dass Leute gesund werden. 
Mein Schluss aus der Kombination von Markus 2 und Johannes 20: Wer nicht heilen kann, kann auch keine Sünden vergeben. Diese Folgerung ist sehr einfach und hart, aber für die unter uns, die sich in der Nachfolge Jesu sehen, verstehe ich es als Ermutigung, den Blick nach vorne zu richten und mit voller Entschlossenheit von dem Kraft zu erwarten, der sie geben kann. Jesus baut sein Reich, wenn es ihm zugetraut wird. 

Eigene Übersetzung Markus 2,1-12



Eine zusammenhängende eigene Übersetzung der Heilung des Gelähmten nach Markus 2, 1-12 füge ich ein, um den Text dem Leser gegenwärtig zu machen.
1. Nach Ablauf einiger Tage ging er wieder hinein nach Kapernaum. Man hatte gehört, dass er zu Hause war. 
2. Viele versammelten sich, so dass noch nicht einmal Platz vor der Tür war. Er verkündete ihnen das Wort.                                         
3. Es kamen welche zu ihm, die einen Gelähmten mit sich brachten, der von 4 Leuten getragen wurde.                                              
4. Wegen der Riesenmasse war es ihnen nicht möglich, den Gelähmten zu ihm zu bringen. Sie deckten das Dach ab, wo Jesus war, schlugen die Decke durch, und ließen durch das Loch die Bahre mit dem Gelähmten herunter.                                      
5. Jesus sah ihren Glauben und sprach zu dem Gelähmten: „Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben“.
6. Dort saßen einige von den Schriftgelehrten und überlegten sich im Herzen:
7. Was redet der so? Er lästert Gott. Wer kann Sünden vergeben außer dem einen Gott?
8. Sofort erkannte Jesus in seinem Geist, was sie bei sich dachte und sagte ihnen: Was denkt ihr solche Sachen in eurem Herzen?
9. Was ist einfacher, dem Gelähmten zu sagen: Dir sind deine Sünden vergeben, oder zu sagen: Steh auf, nimm deine Bahre und geh umher?
10. Damit ihr erkennt, dass der Menschensohn Vollmacht hat, auf der Erde Sünden zu vergeben – er sagt dem Gelähmten:
11. Dir sage ich: Steh auf, nimm deine Bahre und geh nach Hause.
12. Sofort stand er auf, nahm seine Bahre und ging hinaus vor aller Augen, so dass alle außer sich gerieten und sagten: So etwas haben wir noch nie gesehen.

Donnerstag, 22. Januar 2015

durch das Dach (Markus 2,1-5)



Den berühmten Bericht über den „Gichtbrüchigen“ enthalten alle synoptischen Evangelien: Matthäus 9, 1-8//Markus 2, 1-12//Lukas 5,17-26). Heute betrachte ich nur die ersten Verse aus Markus 2. Markus 2, 1-5 nach eigener Übersetzung:
1. Nach Ablauf einiger Tage ging er wieder hinein nach Kapernaum. Man hatte gehört, dass er zu Hause war.                                 
2. Viele versammelten sich, so dass noch nicht einmal Platz vor der Tür war. Er verkündete ihnen das Wort.                                           
3. Es kamen welche zu ihm, die einen Gelähmten mit sich brachten, der von 4 Leuten getragen wurde.                                               
4. Wegen der Riesenmasse war es ihnen nicht möglich, den Gelähmten zu ihm zu bringen. Sie deckten das Dach ab, wo Jesus war, schlugen die Decke durch, und ließen durch das Loch die Bahre mit dem Gelähmten herunter.                                      
5. Jesus sah ihren Glauben und sprach zu dem Gelähmten: „Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben“.
Das wird gerne als Paradebeispiel für starken Glauben genommen. 4 Leute werden aktiv, weil sie glauben, dass Jesus die Kraft zur Heilung hat. Jesus selbst imponiert dieser Glaube und er formuliert den bekannten Satz: „Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben“.
Es irritiert mich, dass Jesus ihren Glauben „sieht“. Denn auf mich wirkt dieser Glaube erbärmlich. Es ist genau das Gegenteil vom Glauben des Hauptmanns von Kapernaum. Der Hauptmann macht kein Loch in die Decke, sondern glaubt Jesus, als der zu ihm sagt, dass sein Sohn lebt. Er hat nichts in der Hand, sondern geht im Vertrauen auf Jesus von ihm weg. (Johannes 4, 50). Das imponiert wirklich und daraus ist zu lernen, wie echter Glaube aussieht. In Matthäus 8, 10//Lukas 7, 9 ist dazu ein berühmtes Jesuswort überliefert: „Solchen Glauben habe ich in Israel bei keinem gefunden!“ An den Leuten, die ein Loch in die Decke machen, können wir uns in der Gegenwart kein Beispiel nehmen. Jesus ist irdisch sichtbar nicht mehr da. Auch einen Petrus oder einen anderen glaubensstarken Nachfolger haben wir selten. Nur ein billiger Abklatsch wird ab und zu angeboten. Von einem Heilungsprediger habe ich vernommen, dass er zu seinen Zuhörern gesagt haben soll: „Wer innerhalb von 20 Sekunden hier vorne ist, der wird geheilt!“ Kranke sind gerannt. Wenn ich dort gewesen wäre und ein stinkiges Ei irgendwo gewesen wäre, hätte ich es auf diesen Prediger geworfen. Er hat sich aufgeblasen als Nachfolger Jesu, aber den Glauben verspottet. In der Gegenwart in unserem materiell reichen Land braucht man einen festen Glauben, denn jeder, der versucht, Glauben zu gewinnen, hat nicht nur Feinde unter den Ungläubigen, sondern innerlich muss er fest werden gegenüber denen, die sich „Christen“ nennen. Man trifft auf Leute, die die Bibel fast auswendig können, aber dem Neuen Testament in seinen Grundversprechen, zu denen Heilung gehört, völlig stumpf widersprechen. Das ist nicht mehr bloße Unwissenheit, sondern Bösartigkeit. Weil diese Menschen sich insgeheim für verloren ansehen, möchten sie jedem den Weg versperren, der zum Leben durchdringen will. Es hat sich wenig geändert. Zur Zeit Jesu gab es die „wissenden“ Pharisäer, in unserer Zeit gibt es „wissende Christen“, die aber ein totes Herz haben. Jesus war aber durch seinen Glauben stärker und hat im Reich Gottes gelebt. Widerstände sind auch heute eine Chance, im Glauben zu wachsen. Wer sterben will, soll sterben. Aber den Weg zum Leben kann er dadurch nicht versperren. Nicht, weil er es nicht will, sondern weil er nicht die Kraft dazu hat. Die Überwindung nämlich schenkt Gott seinen Kindern. Das ist der Trost, der nie von den Augen weichen darf.

Freitag, 16. Januar 2015

Kraft zur Heilung (Lukas 5,17)



Schon  die Stelle über den Gelähmten (Markus 2, 1-12) leite ich ein mit einem ersten Exkurs. In Lukas 5, 17b steht: (Luther) „Und die Kraft des Herrn war mit ihm, dass er heilen konnte“. „Ihm“ bezieht sich auf Jesus, und „Herr“ kann in diesem Fall nur Gott sein, wie es sich aus der Aussage ergibt. Lukas in seiner parallelen Darstellung (Lukas 5, 17-26) ergänzt diese Notiz in seiner Einleitung zur Heilung. Jesus war in Gott, aber in einer klaren Unterordnung zu Gott. Wie auch jeder andere Mensch, der in Jesus ist, nur in Abhängigkeit von Jesus die Werke tun kann, die er getan hat. Erst mit der Auferstehung kam er in die volle Kraft Gottes. Diese Kraft hat er seiner Gemeinde anvertraut und darum können seine Nachfolger größere Werke tun, als er sie getan hat. Am Anfang der Gemeinde finden sich erstaunliche Sätze, die es bestätigen. Der Schatten des Petrus genügte, um Menschen zu heilen (Apostelgeschichte 5, 15). Die Zeit läuft nicht rückwärts. Durch den Glauben werden Dinge zur Realität. Heute nicht weniger als vor 2000 Jahren.                                                       
Eine ähnliche Stelle möchte ich dazu noch ergänzen: „Und alles Volk suchte ihn anzurühren, denn es ging Kraft von ihm aus und er heilte sie alle“ (Lukas 6, 19). Die Kraft, die er ausstrahlte, hat er in der Einsamkeit in seiner Verbindung mit dem Vater „gesammelt“. Es brauchte wohl seine Zeit, bis er zu seinem Heilungsdienst genug Kraft hatte. Der Weg heute für Menschen, die in Jesus sind, hat sich nicht geändert. Erst wenn der Glaube im Herzen fest geworden ist durch den ständigen Kontakt mit Gott, kann die Kraft entstehen, die Werke Jesu zu tun. Heilung ist eines dieser Werke.
Menschen, die selber nicht im Glauben sind, „entschuldigen“ ihr Unvermögen damit, dass Jesus „alle“ geheilt hat und das kann heute ohnehin niemand. Er wird auf einen Sockel gestellt, damit man sich nicht selber hinterfragen muss, warum heute nicht das getan wird, was  Jesus getan hat. Wenn „alle“ absolut zu verstehen wären, hätten sich Markus die Notiz sparen können, dass Jesus bei der Heilung der blutflüssigen Frau eine Kraft gespürt hat, die von ihm ausgegangen war (5, 30//Lukas 8, 46). Eine Selbstverständlichkeit müsste nicht erwähnt werden. Jesus war keine Heilungsmaschine. Geheilt wurden zwar alle, aber nur die, die geglaubt haben.
Jesus ist auf einem Sockel genauso unerreichbar wie mit seiner „unverschämten“ Bemerkung, dass er immer das tut, was Gott gefällt (Johannes 8, 29). Christen sind noch weit weg von Jesus, wenn sie immer wieder seine Besonderheit betonen. Jesus muss auf der gleichen Ebene sein, denn nur dann kann man mit ihm reden. Wenn er nur Herr ist, aber nicht auch Bruder, können seine Werke nicht getan werden. Aber genau das hat er Menschen zugesagt, die an ihn glauben (Johannes 14, 12). Genauso hat er zugesagt, dass Ströme Wassers, die Leben geben, von jemanden ausströmen, der an ihn glaubt (Johannes 7, 38). Das ist doch nur eine andere Formulierung für die Kraft, die von ihm selber ausging und alle heilte. Jesus war in manchen seiner Aussagen über sich selber nicht „bescheiden“, denn er hat über sein Wesen nicht gelogen. Genauso ist es wichtig, in die Sicht Gottes über alle seine Kinder zu kommen. Er sieht in ihnen Jesus.
Diesen Exkurs habe ich verfasst, um Leser zum Erkennen der vollen Kraft zu bringen, die Jesus zugesagt hat.

Dienstag, 13. Januar 2015

Einer glaubt falsch (Markus 1,40-45)



Die erste Heilung, die im Evangelium nach Markus ausführlich dargestellt wird, ist die Reinigung eines Aussätzigen in 1, 40-45. Die parallelen Texte stehen in Matthäus 8, 2-4 und Lukas 5, 12-16.
Den Text nach Luther (Revision 1984) gebe ich ohne Veränderung gegenüber dem Urtext wieder, denn es erscheinen mir keine Veränderungen erforderlich: „(40) Und es kam zu ihm ein Aussätziger, der bat ihn, kniete nieder und sprach zu ihm: Willst du, so kannst du mich reinigen. (41) Und es jammerte ihn und er streckte die Hand aus, rührte ihn an und sprach zu ihm: Ich will’s tun; sei rein! (42) Und sogleich wich der Aussatz von ihm und er wurde rein. (43) Und Jesus drohte ihm und trieb ihn alsbald von sich (44) und sprach zu ihm: Sieh zu, dass du niemandem etwas sagst; sondern geh hin und zeige dich dem Priester und  opfere für deine Reinigung, was Mose geboten hat, ihnen zum Zeugnis. (45) Er aber ging fort und fing an, viel davon zu reden und die Geschichte bekannt zu machen, sodass Jesus hinfort nicht mehr öffentlich in eine Stadt gehen konnte; sondern er war draußen an einsamen Orten; doch sie kamen zu ihm von allen Enden“.
Will Jesus immer heilen? Er könnte doch bei anderen Kranken sich weigern, eine Heilung vorzunehmen. Aber einige Überlegungen widerlegen diesen Einwand. Da ist jemand in Not. Jesus sieht voraus, dass diese Person seiner Anordnung nicht folgen wird. Denn er droht ihm und treibt ihn weg. Das ergibt nur Sinn, wenn er schon sieht, dass die Heilung ihm selbst Nachteile bringen wird. Daher schafft er eine räumliche Trennung, um den Schaden zu begrenzen. Sein Mitleid mit einem Menschen bewegt ihn zur Hilfe trotz der Nachteile für sich selbst. Wenn er diesen Menschen heilt, von dem er weiß, dass er seine Heilung missbrauchen wird, wird er nicht jedem helfen, dem er Hilfe verschaffen kann?
Der Mann glaubt, dass Jesus ihm helfen kann. Er empfindet keine Liebe für den Heiler, denn es ist ihm wichtiger, sich mit seinem „Zeugnis“ vor anderen Leuten in den Vordergrund zu spielen. Glaube beinhaltet Kraft, die Berge versetzen kann. Er wirkt sogar bei Menschen, die nicht aufrichtig sind. Aber gerade das ist der Trost, den diese Heilung vermittelt. Wenn schon jemand Glauben empfinden kann, der ein kaltes Herz hat, kann auch ich den Glauben ergreifen, der ich weiß, dass Jesus in mir lebt. Das Gewinnen dieser Erkenntnis wünsche ich jedem Leser.