Donnerstag, 22. Januar 2015

durch das Dach (Markus 2,1-5)



Den berühmten Bericht über den „Gichtbrüchigen“ enthalten alle synoptischen Evangelien: Matthäus 9, 1-8//Markus 2, 1-12//Lukas 5,17-26). Heute betrachte ich nur die ersten Verse aus Markus 2. Markus 2, 1-5 nach eigener Übersetzung:
1. Nach Ablauf einiger Tage ging er wieder hinein nach Kapernaum. Man hatte gehört, dass er zu Hause war.                                 
2. Viele versammelten sich, so dass noch nicht einmal Platz vor der Tür war. Er verkündete ihnen das Wort.                                           
3. Es kamen welche zu ihm, die einen Gelähmten mit sich brachten, der von 4 Leuten getragen wurde.                                               
4. Wegen der Riesenmasse war es ihnen nicht möglich, den Gelähmten zu ihm zu bringen. Sie deckten das Dach ab, wo Jesus war, schlugen die Decke durch, und ließen durch das Loch die Bahre mit dem Gelähmten herunter.                                      
5. Jesus sah ihren Glauben und sprach zu dem Gelähmten: „Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben“.
Das wird gerne als Paradebeispiel für starken Glauben genommen. 4 Leute werden aktiv, weil sie glauben, dass Jesus die Kraft zur Heilung hat. Jesus selbst imponiert dieser Glaube und er formuliert den bekannten Satz: „Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben“.
Es irritiert mich, dass Jesus ihren Glauben „sieht“. Denn auf mich wirkt dieser Glaube erbärmlich. Es ist genau das Gegenteil vom Glauben des Hauptmanns von Kapernaum. Der Hauptmann macht kein Loch in die Decke, sondern glaubt Jesus, als der zu ihm sagt, dass sein Sohn lebt. Er hat nichts in der Hand, sondern geht im Vertrauen auf Jesus von ihm weg. (Johannes 4, 50). Das imponiert wirklich und daraus ist zu lernen, wie echter Glaube aussieht. In Matthäus 8, 10//Lukas 7, 9 ist dazu ein berühmtes Jesuswort überliefert: „Solchen Glauben habe ich in Israel bei keinem gefunden!“ An den Leuten, die ein Loch in die Decke machen, können wir uns in der Gegenwart kein Beispiel nehmen. Jesus ist irdisch sichtbar nicht mehr da. Auch einen Petrus oder einen anderen glaubensstarken Nachfolger haben wir selten. Nur ein billiger Abklatsch wird ab und zu angeboten. Von einem Heilungsprediger habe ich vernommen, dass er zu seinen Zuhörern gesagt haben soll: „Wer innerhalb von 20 Sekunden hier vorne ist, der wird geheilt!“ Kranke sind gerannt. Wenn ich dort gewesen wäre und ein stinkiges Ei irgendwo gewesen wäre, hätte ich es auf diesen Prediger geworfen. Er hat sich aufgeblasen als Nachfolger Jesu, aber den Glauben verspottet. In der Gegenwart in unserem materiell reichen Land braucht man einen festen Glauben, denn jeder, der versucht, Glauben zu gewinnen, hat nicht nur Feinde unter den Ungläubigen, sondern innerlich muss er fest werden gegenüber denen, die sich „Christen“ nennen. Man trifft auf Leute, die die Bibel fast auswendig können, aber dem Neuen Testament in seinen Grundversprechen, zu denen Heilung gehört, völlig stumpf widersprechen. Das ist nicht mehr bloße Unwissenheit, sondern Bösartigkeit. Weil diese Menschen sich insgeheim für verloren ansehen, möchten sie jedem den Weg versperren, der zum Leben durchdringen will. Es hat sich wenig geändert. Zur Zeit Jesu gab es die „wissenden“ Pharisäer, in unserer Zeit gibt es „wissende Christen“, die aber ein totes Herz haben. Jesus war aber durch seinen Glauben stärker und hat im Reich Gottes gelebt. Widerstände sind auch heute eine Chance, im Glauben zu wachsen. Wer sterben will, soll sterben. Aber den Weg zum Leben kann er dadurch nicht versperren. Nicht, weil er es nicht will, sondern weil er nicht die Kraft dazu hat. Die Überwindung nämlich schenkt Gott seinen Kindern. Das ist der Trost, der nie von den Augen weichen darf.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen