Schon die Stelle über den Gelähmten (Markus 2,
1-12) leite ich ein mit einem ersten Exkurs. In Lukas 5, 17b steht: (Luther) „Und
die Kraft des Herrn war mit ihm, dass er heilen konnte“. „Ihm“ bezieht sich auf
Jesus, und „Herr“ kann in diesem Fall nur Gott sein, wie es sich aus der
Aussage ergibt. Lukas in seiner parallelen Darstellung (Lukas 5, 17-26) ergänzt
diese Notiz in seiner Einleitung zur Heilung. Jesus war in Gott, aber in einer
klaren Unterordnung zu Gott. Wie auch jeder andere Mensch, der in Jesus ist,
nur in Abhängigkeit von Jesus die Werke tun kann, die er getan hat. Erst mit
der Auferstehung kam er in die volle Kraft Gottes. Diese Kraft hat er seiner
Gemeinde anvertraut und darum können seine Nachfolger größere Werke tun, als er
sie getan hat. Am Anfang der Gemeinde finden sich erstaunliche Sätze, die es
bestätigen. Der Schatten des Petrus genügte, um Menschen zu heilen
(Apostelgeschichte 5, 15). Die Zeit läuft nicht rückwärts. Durch den Glauben
werden Dinge zur Realität. Heute nicht weniger als vor 2000 Jahren.
Eine
ähnliche Stelle möchte ich dazu noch ergänzen: „Und alles Volk suchte ihn
anzurühren, denn es ging Kraft von ihm aus und er heilte sie alle“ (Lukas 6,
19). Die Kraft, die er ausstrahlte, hat er in der Einsamkeit in seiner
Verbindung mit dem Vater „gesammelt“. Es brauchte wohl seine Zeit, bis er zu
seinem Heilungsdienst genug Kraft hatte. Der Weg heute für Menschen, die in
Jesus sind, hat sich nicht geändert. Erst wenn der Glaube im Herzen fest
geworden ist durch den ständigen Kontakt mit Gott, kann die Kraft entstehen,
die Werke Jesu zu tun. Heilung ist eines dieser Werke.
Menschen,
die selber nicht im Glauben sind, „entschuldigen“ ihr Unvermögen damit, dass
Jesus „alle“ geheilt hat und das kann heute ohnehin niemand. Er wird auf einen
Sockel gestellt, damit man sich nicht selber hinterfragen muss, warum heute
nicht das getan wird, was Jesus getan
hat. Wenn „alle“ absolut zu verstehen wären, hätten sich Markus die Notiz sparen
können, dass Jesus bei der Heilung der blutflüssigen Frau eine Kraft gespürt
hat, die von ihm ausgegangen war (5, 30//Lukas 8, 46). Eine Selbstverständlichkeit
müsste nicht erwähnt werden. Jesus war keine Heilungsmaschine. Geheilt wurden
zwar alle, aber nur die, die geglaubt haben.
Jesus
ist auf einem Sockel genauso unerreichbar wie mit seiner „unverschämten“
Bemerkung, dass er immer das tut, was Gott gefällt (Johannes 8, 29). Christen
sind noch weit weg von Jesus, wenn sie immer wieder seine Besonderheit betonen.
Jesus muss auf der gleichen Ebene sein, denn nur dann kann man mit ihm reden.
Wenn er nur Herr ist, aber nicht auch Bruder, können seine Werke nicht getan
werden. Aber genau das hat er Menschen zugesagt, die an ihn glauben (Johannes
14, 12). Genauso hat er zugesagt, dass Ströme Wassers, die Leben geben, von
jemanden ausströmen, der an ihn glaubt (Johannes 7, 38). Das ist doch nur eine
andere Formulierung für die Kraft, die von ihm selber ausging und alle heilte.
Jesus war in manchen seiner Aussagen über sich selber nicht „bescheiden“, denn
er hat über sein Wesen nicht gelogen. Genauso ist es wichtig, in die Sicht
Gottes über alle seine Kinder zu kommen. Er sieht in ihnen Jesus.
Diesen
Exkurs habe ich verfasst, um Leser zum Erkennen der vollen Kraft zu bringen,
die Jesus zugesagt hat.
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